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Pfarrer Franz Stappers:Verlegung des 11. Stolpersteins für vom Nazi-Regime ermordete Menschen in Wegberg

Pfarrer Franz Stappers
Zum Gedenken an Pfarrer Franz Stappers wird am 26. Januar 2025 um 10 Uhr an der Kirche in Rickelrath ein weiterer Stolperstein verlegt.
Datum:
19. Nov. 2024
Von:
Lothar Herweg, Manfried Huben

Franz Stappers, geboren am 2. November 1884 in Issum, gestorben aufgrund der widrigen Haftbedingungen am 25. März 1945 im Zuchthaus Lüttringhausen, war ab 30. Januar 1934 bis zu seiner Festnahme am  2. Okt. 1941 als katholischer Pfarrer von St. Mariä Himmelfahrt in Wegberg-Rickelrath tätig. 

In der Zeit des nationalsozialistischen Terrorregimes wurden Pfarrer generell als Widerstandsgruppe gesehen. Wegen ihres großen Einflusses auf die katholischen Christen und insbesondere auf die katholische Jugendbewegung wurden sie mit allen legalen und illegalen Mitteln verfolgt, gedemütigt und durch unterlassene Hilfeleistung oder durch schwierige Haftbedingungen in Gefängnissen und Konzentrationslagern, ermordet.

Um ihren Einfluss und evtl. Widerstand gegen das Naziregime im Keim zu ersticken, wurden Begründungen präsentiert, welche ihre moralische Kompetenz erschüttern, sie von ihrer Gemeinde distanzieren und eine bevorstehende Festnahme rechtfertigen sollten. Franz Stappers wurden demzufolge Sittlichkeitsdelikte vorgeworfen. Beweise wurden nie erbracht, aber das Verfahren erst 1942 eingestellt, nachdem feststand, dass er auf Jahre im Zuchthaus verbleiben würde.

Seine Verhaftung 1941 erfolgte dann aber aufgrund des am 01. September 1939 neu eingeführten Straftatbestands des "Rundfunkverbrechens", der für das Abhören ausländischer Radiosender Freiheitsstrafen und für die Verbreitung von Nachrichten ausländischer Sender unter bestimmten Voraussetzungen die Todesstrafe vorsah.

Wegen gemeinsamen Abhörens ausländischer Sender während eines Konveniats im damaligen Dekanat Wegberg bei Dechant Gottfried Plaum in Klinkum wurden insgesamt elf Priester festgenommen, unter ihnen Franz Stappers.

Franz Stappers wurde am 2. Oktober 1941 inhaftiert und am 23. März 1942 vom Sondergericht Düsseldorf zu sechs Monaten Gefängnis verurteilt, die er in Düsseldorf verbüßte.

Doch eine Rückkehr zu seiner Gemeinde musste aus Sicht der Machthaber unbedingt verhindert werden. Unmittelbar vor seiner Entlassung, am 02. April 1942 intervenierte die Aachener Gestapo, nach Rücksprache mit dem Reichssicherheitshauptamt in Berlin, telegrafisch bei den Düsseldorfer Behörden und verhinderte seine Freilassung. Die Aachener Gestapo hatte für ihn in Berlin Schutzhaft und Überführung in ein Konzentrationslager beantragt.

Aufgrund des Einspruchs des Oberreichsanwalts beim Reichsgericht am 08.05.1942 gegen das Urteil des Sondergerichts Düsseldorf und des erweiterten Einspruchs des Oberreichsanwalts beim Reichsgericht am 20.05.1942, wurde am 21.05.1942 ein neuer gerichtlicher Haftbefehl erlassen.

Am 1. Juni 1942 fand eine erneute Verhandlung statt, diesmal vor dem Reichsgericht in Leipzig.

Der besondere Strafsenat des Reichsgerichts verurteilte Franz Stappers zu fünf Jahren Zuchthaus, die er in Lüttringhausen abzubüßen hatte.

Dort verbrachte er nahezu zweieinhalb Jahre in Einzelhaft, bis er im September 1944 zu einem anderen Priester in die Zelle verlegt wurde. Am 17. März 1945 erkrankte Franz Stappers an einer Darminfektion und wurde, ohne ihm eine ausreichende Behandlung zukommen zu lassen, am 23. März wieder in eine Einzelzelle verlegt. Am Morgen des 26. März wurde Franz Stappers tot aufgefunden. 

Die Verlegung des Stolpersteins wird am 26. Januar 2025 um 10 Uhr an der Kirche in Wegberg-Rickelrath (Angerweg) in würdigem Rahmen persönlich durch Herrn Demnig, dem Gründer des weltweiten Projektes „Stolpersteine“, vorgenommen werden. An der Feier beteiligt sind auch Bürgermeister Pape, Pfarrer Tran, die Dorfgemeinschaft Rickelrath, die Arbeitsgemeinschaft „Projekt Stolpersteine in Wegberg“ sowie VertreterInnen und SchülerInnen weiterführender Schulen. Umrahmt wird die Zeremonie durch Musikbeiträge. Die Patenschaft für die Stolpersteinverlegung hat unsere Pfarrei St. Martin übernommen.

In der Kirche in Rickelrath wird es eine kleine Ausstellung zum Leben von Pfarrer Stappers geben.