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Bild Oktober Insel2

Abschied vom Paradies?:„Meine Hoffnung, sie gilt dir.“

Weißer Strand trifft kristallklares Wasser, immergrüne Palmen recken sich in einen tiefblauen Himmel. Das ist die Südsee unserer Träume.

Doch die Bewohner der Carteret-Inseln – der Trauminsel auf unserem Titelfoto - erleben einen Albtraum. Denn ihre Heimat versinkt. Immer öfter überschwemmt das Meer die Gärten, versalzt Brunnen und reißt die Häuser weg. Das Salzwasser zerstört schon jetzt Nutzpflanzen wie Taro, Brotfruchtbäume und Bananen, d.h., noch bevor das Meer sie überspült, werden sie nichts mehr zu essen haben.

Ausgerechnet eine Frau soll das Überleben der Inselgemeinschaft sichern, für die patriarchalische Gesellschaft Papua-Neuguineas eine ungewöhnliche Entscheidung. Ursula Rakova, geboren und aufgewachsen auf den Carterets, gab ihre sichere Stelle bei einer Hilfsorganisation auf Bitten des Ältestenrates der Inseln auf, um den Menschen der Carteret-Inseln, die auch „Tulun“ genannt werden, was so viel heißt wie „die Menschen vom großen Meer“, zu helfen

„Diese Menschen, die selbst nichts zum Klimawandel beitragen, keinen oder wenig Strom verbrauchen, leiden am meisten unter der Gier und dem Verbraucherverhalten des größten Teils der Welt“.  - „Aber wir werden kämpfen. Vielleicht können wir das nur mit unseren begrenzten Mitteln, aber wir werden nicht aufgeben“, sagt Rakova. Ihre Triebfeder: „Mein Glaube treibt mich an. Und ich weiß, dass Gott mich leitet und mir Orientierung gibt.“

Dafür hat Rakova extra eine Organisation gegründet, das „Carterets-Umsiedlungsprogramm“. Doch den Ältesten gefiel der Name nicht. „Sie wollten einen Namen, der uns eine Identität gibt“, erklärt Rakova. Also änderten sie ihn in „Tulele Peisa“, was so viel bedeutet wie „Wir segeln allein auf den Wellen“.

Nach einem Besuch des katholischen Bischofs von Bougainville schenkte die Kirche den Inselbewohnern 2007 Land auf der Nachbarinsel. Heute sind bereits zehn Familien, rd. 100 Personen, übergesiedelt. Sie bauen Kokos-, Kakao- und andere Nutzpflanzen an. Mit Teilen der Ernte unterstützen sie die Bewohner der Carterets, die selbst nicht mehr genug für sich anbauen können.
Durch den Anbau von Mangroven versuchen dort die Menschen, die Erosion der empfindlichen Küsten zu verlangsamen und so der Inselgemeinschaft Zeit zu verschaffen, die Umsiedlung zu organisieren. Bei dieser Aufgabe steht die katholische Kirche den Menschen fest zur Seite -  mit der Aktion „Hoffnung für Tulun“ - das Ziel: 500.000 Mangroven für den Küstenschutz.

Über der diesjährigen missio-Aktion steht ein Psalmwort, das es in sich hat: „Meine Hoffnung, sie gilt dir.“ Dieser Ruf aus den Psalmen kann so etwas sein wie fester Boden unter den Füßen. Weil er um die kurze Lebenszeit des Menschen weiß, aber in dieser Vergänglichkeit den Blick nach vorn richtet. Weil er hinter allem und in allem den Gott des Lebens glaubt.

Die Frauen in Ozeanien, von denen missio in diesem Jahr erzählt – und U. Rakova ist nur eine von ihnen - füllen das Psalmwort mit Leben. Sie zeigen, was der Hoffnungsgrund Gott bewirken kann. Denn: Wie könnten sie sich – ohne Hoffnung – den Widrigkeiten in ihrem Leben entgegenstellen? Woher nehmen sie die Entschiedenheit, über die Gewalt in ihrem Leben zu sprechen und gemeinsam Auswege zu suchen, wenn nicht aus der Hoffnung? Woher nehmen sie die Geduld, mit dem Pflanzen von Mangrovenwäldern die bedrohten Inseln zu stabilisieren, wenn nicht aus der Hoffnung? Hier wird die Hoffnung im wahrsten Sinne des Wortes zu festem Grund unter den Füßen. Und die Hoffnung wird zum Anfang der Solidarität.

Die Frauen in Ozeanien schließen sich zusammen und organisieren sich.

In solidarischer Gemeinschaft wird ihre Hoffnung schon ein bisschen erfüllt.

„Meine Hoffnung, sie gilt dir“ -  Was sagt uns dieses uralte Wort?

An welche Situationen unseres Lebens denken wir, in denen die Hoffnung

auf Gott einen Unterschied gemacht hat? Und wo sehen wir heute die

Notwendigkeit, entschieden aus der Hoffnung zu leben und Solidarität zu

wagen?

 

Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran