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neugier_by_Volker_Sander_pfarrbriefservice

Januar 2026:Denn in ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir. (Apg 17,18)

Keiner kommt dran vorbei, an unserem Wegberger Winterdorf. Die einen, weil sie einen Umweg fahren müssen, denn mitten auf der Durchgangsstraße steht grad ein mobiles Restaurant. Die anderen, die das Winterdorf ansteuern – die Eisbahn und eben auch Glühwein und was zu essen, und jede Menge Gespräche – ein Treffpunkt für jung und alt.

Ich sitze hier im Kloster. Draußen höre ich Kinderstimmen auf der Eisbahn, Musik querbeet durch alle Richtungen und mitunter auch Stimmengewirr, Jubelschreie und die Moderation beim Bierkastencurling. Immerhin wird hier ja ein Weltmeister ermittelt.

Unter diesem Eindruck – wie komme ich nun gedanklich und stimmungsmäßig in das neue Jahr, wo doch der Höhepunkt Weihnachten noch nicht erreicht ist, geschweige denn der Jahreswechsel…

Es ist mein „Job“ als Priester, jetzt in den Wochen im Advent viel unterwegs zu sein. Wie der Verkündigungsengel ziehe ich von Adventsfeier zu Weihnachtsfeier und verbreite Hoffnung: bald ist euch der Heiland geboren, bald ist das Kind da. Und was für ein Kind…. Ein Kind, das quer zum Mainstream nicht den „perfekten Kindergeburtstag“ hinlegt.
So wie das Kind das Licht das Welt erblickte, ist schon zeichenhaft für das, wofür es einstehen wird. Eine Geburt abseits von Sensation, von Glanz und Gloria – in einer dunklen, kalten, zugigen, feuchten Hütte. Und doch leuchtet dieses Kind. Aus sich heraus. Und zieht die Menschen in seinen Bann, seit über 2000 Jahren, die in seinem Sinne die Welt hell machen:  
dass ich liebe, wo man hasst;

dass ich verzeihe, wo man beleidigt;

dass ich verbinde, wo Streit ist;

dass ich die Wahrheit sage, wo Irrtum ist;

dass ich Glauben bringe, wo Zweifel droht;

dass ich Hoffnung wecke, wo Verzweiflung quält;

dass ich Licht entzünde, wo Finsternis regiert;

dass ich Freude bringe, wo der Kummer wohnt,

so heißt es in einem bekannten Gebet.

Mein „Job“ bringt es aber auch mit sich, immer wieder innezuhalten, zu fokussieren, zur Ruhe zu kommen, wahrzunehmen, zu spüren, was „abgeht“ – nicht an der Oberfläche, dem Lametta, hängenzubleiben, sondern dahinter zu schauen, leisere Töne zu erspüren, auf die Dinge zu schauen, die gerne übersehen werden. Ich muss  - und ich darf innehalten. „Lametta“ ist wunderschön und darüber dürfen wir uns natürlich freuen und es genießen.

Das ist aber nur ein Teil der Lebenswirklichkeit.

Inmitten dieser doch hektischen Wochen zum Jahresende mit ganz vielfältigen Terminen habe ich mir selber, als ein Zeitfenster sich auftat, ganz bewusst Zeit genommen. Einen ganzen Abend, um all die Glückwünsche und Geschenke, die ich zu meinem Priesterjubiläum Mitte November bekommen habe, in Ruhe und ganz bewusst zu lesen, anzuschauen - nicht einfach so zwischendurch, en passant, das wollte ich nicht. Bewusst habe ich mir diese Zeit nehmen wollen. Es war für mich auch eine Gelegenheit, diese 25 Jahre in den unterschiedlichen Glückwunschkarten noch einmal Revue passieren zu lassen. Erinnerungen wurden wach an besondere Momente, wichtige Ereignisse, Entscheidungen und Weggefährten, die in der Summe mich geprägt haben und zu dem Menschen haben werden lassen, der ich heute bin. Denn: alles wirkliche Leben ist Begegnung. Und: Alles ist mit allem verbunden. Ich glaube fest daran, dass Gott überall gegenwärtig ist und dass er sich uns zeigt durch Menschen, Orte und Dinge, die von seiner Energie und Kraft durchdrungen sind. In ihm leben wir, bewegen wir uns und sind wir. Die gesamte Schöpfung ist mit ihrem Schöpfer aufs Engste verwoben.

 

Mit dem Gefühl eines „verdankten“ Lebens und weil ich mich getragen weiß, kann ich getrost und dankbar auf die nächsten Jahre schauen, und jeden Tag dankbar aus Gottes Hand empfangen.

So schaue ich auch zurück auf das nun vergehende Jahr – dankbar, das Jahr erlebt haben zu dürfen – und dankbar, dem neuen Jahr entgegen zu gehen. Das wünsche ich als dankbarer Hoffnungsmensch auch Ihnen. 

Von guten Mächten wunderbar geborgen
erwarten wir getrost, was kommen mag.
Gott ist bei uns am Abend und am Morgen
und ganz gewiss an jedem neuen Tag.

 

Ein frohes und gesegnetes neues Jahr.  

 

Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran