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März 2025:Die Fastenzeit ist tot – es lebe die Fastenzeit!?

In Wellnessoasen wird fleißig meditiert und gefastet. Den Menschen scheint das ein Bedürfnis zu sein, scheint ihnen sogar Spaß zu machen. En vogue sind auch Aktionen wie „trockener“ oder „veganer“ Januar, also ein Monat lang kein Fleisch oder Alkohol. In Wellnessoasen wird fleißig meditiert und gefastet. Den Menschen scheint das ein Bedürfnis zu sein, scheint ihnen sogar Spaß zu machen. En vogue sind auch Aktionen wie „trockener“ oder „veganer“ Januar, also ein Monat lang kein Fleisch oder Alkohol.

Der Trend scheint dahin zu gehen, sich zumindest zeitweise aus unterschiedlicher Motivation heraus in Verzicht zu üben. Solche Gedanken zeigen, dass Missverständnisse darüber, was die Fastenzeit eigentlich ist und sein will, immer noch in den Köpfen der Menschen herum spuken.

Natürlich ist die Fastenzeit eine Zeit, sich zurückzunehmen – und fasten, also z.B. weniger essen, hat durchaus damit auch zu tun. Aber eben nicht nur. Vielmehr ist die Zielsetzung wichtig: es geht darum, bewusst ein österliches Leben, also ein Leben in Freiheit, einzuüben. Und dazu helfen uns beten, fasten, Almosen geben – Maßhalten mit den Dingen, die uns im Überfluss zur Verfügung stehen. Ebenso gehört dazu, sich einmal zurückzuziehen und über die eigenen Lebensperspektiven nachzudenken.

Als Jesus nach seiner 40tägigen Wüstenzeit zurückkehrte, predigte er: Kehrt um und glaubt an das Evangelium.

Die Umkehr ist ein Prozess, der uns die Perspektive wechseln lässt. Wer zum Beispiel bergauf geht und sich umdreht, deren oder dessen Weg führt plötzlich bergab.

Wo kann ich in meinem Leben umkehren und damit die Perspektive, wie ich gewisse

Menschen und Situationen sehe, wechseln?
Das gelingt, wenn ich mich auf den Standpunkt eines anderen stelle und seinen Platz versuche einzunehmen. Eine indianische Weisheit besagt: „Gehe hundert Schritte in den Schuhen eines anderen, wenn du ihn verstehen willst.“ Das ist eine gute Methode, Empathie einzuüben. Denn: „Urteile nicht über das Leben anderer. Jeder hat einen Weg hinter sich, von dem du nicht weißt, ob du ihn hättest gehen können.“

Ich lade Sie ein, die kommende Fastenzeit besonders unter diesem Aspekt zu sehen. Wie kann ich in meinem Leben umkehren, um damit die Perspektive, wie ich bestimmte Menschen sehe, zu wechseln?

Jeder von uns bringt einen bestimmten Blick mit, wie er auf die Welt schaut. Denn Elternhaus, Schule, Beruf, die Menschen, die uns umgeben, sie alle prägen unsere Sicht auf die Welt. Wenn man z.B. unter lauter Pessimisten lebt, ist es unheimlich schwer, optimistisch zu bleiben bzw. zu werden. Und je nachdem, wie meine Gesundheit, sonstige Lebensumstände aussehen, beeinträchtigt auch das meine Sichtweise. Unsere Sichtweise prägt unser Handeln. Was ist ihre Sichtweise, ihr Blick auf die Welt?

Die Fastenzeit ist für uns Christen die Zeit, in der wir eingeladen sind, umzukehren und für das gute Leben aller Menschen aufzustehen. Und Hoffnungsspuren zu entdecken.

In den 40 Tagen vor Ostern hängt das neue Misereor-Hungertuch, das Sie auf dem Titel sehen, in vielen Kirchen und lädt ein, innezuhalten und sich auf seine eindrucksvolle Bildsprache einzulassen - und auch hier genau hinzuschauen.

Auf den ersten flüchtigen Blick sieht das aus wie ein buntes Hochglanz-Urlaubsfoto. Was sehen Sie? Was fällt Ihnen auf? Was spricht Sie besonders an? Gibt es etwas, was Sie stört, was Sie auf den ersten Blick nicht genau zuordnen können?
Eine kleine Lesehilfe mag die Bildbeschreibung auf Seite XX sein.

„Gemeinsam träumen – Liebe sei Tat“ – diesen Titel trägt das Hungertuch.

Gemeinsam „umkehren“ - auf geht´s, Pilger der Hoffnung!

 

Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran