Menschlich ist, wenn man die Würde des anderen Menschen anerkennt und danach handelt.:Die Würde des Menschen ist unantastbar
Wir haben gerade Weihnachten gefeiert: Gott wird in Jesus, dem neugeborenen Kind, Mensch. Dahinter steckt die Botschaft: Besinnt euch, auf euer Mensch sein, mit euren Potentialen und auch Grenzen, so als ob Gott sagen würde: Ich will, dass es dich gibt, jeden einzelnen, egal woher du kommst, welchen Beruf du ausübst oder welchem Geschlecht du angehörst. Und es ist gut, dass du da bist. Darin liegt auch unsere Würde als Mensch. Und menschlich ist, wenn man die Würde des anderen Menschen anerkennt und danach handelt.
Davon ließen sich – Gott sei Dank – die Mütter und Väter unseres Grundgesetzes leiten. Insbesondere vor dem Hintergrund der Erfahrungen größter Unmenschlichkeit unter dem NS-Regime, wo ein Menschenleben in „wert“ und „unwert“ eingeteilt wurde, haben sie im Grundgesetz festgeschrieben und verankert: Die Würde des Menschen ist unantastbar. (Art.1 GG) „Nie wieder“ sollte die Würde des Menschen angetastet werden, sollten Menschen nur wegen ihrer Herkunft, „Rasse“, ihres Gesundheitszustandes oder auch ihres vermeintlichen Wertes für die Gesellschaft „aussortiert“ werden.
Aber dieses Bewusstsein für die Unantastbarkeit der Würde eines jeden Einzelnen scheint in unserer Zeit immer mehr zu verblassen… Ansonsten kann ich mir das nicht erklären, dass rund 22 % unserer Bevölkerung Tendenz steigend – eine Partei unterstützt, die mehr oder weniger offen und unverhohlen mit Rechtsextremisten paktiert und eine Lösung für die vielen „Ausländer“ in der sog. „Remigration“ sucht und – wenn sie an der Macht ist – wohl auch umsetzt. Was so harmlos daher kommt, ist nicht umsonst das „Unwort“ des Jahres 2023 geworden.
Dahinter verbirgt sich eine Massenabschiebung, über die bei einem Geheimtreffen von AfD-Politikern und Unternehmern mit Rechtsextremen in Potsdam diskutiert worden sein soll. Die Journalistin Dunja Hayali hat dazu sich auf Instagram an ihre Leserschaft gerichtet, denn dieses Thema hat nicht nur sie fassungslos gemacht. Das Thema betrifft sie und ihre Familie auch ganz persönlich, denn sie sind aus dem Irak nach Deutschland gezogen. Von den Plänen der Politiker und Rechtsextremen, die in Potsdam besprochen wurden, wäre ihre Familie und sie selbst im Fall der Fälle aktiv betroffen. Nicht nur darum hat sie drei Bitten, denen ich mich – als ebenfalls Betroffener – anschließe:
- „Bitte benutzen Sie das Wort 'Remigrationspläne' nicht oder nur mit Anführungsstrichen. Dieses weichgezeichnete Wort kaschiert die Klarheit.“ Für die Fernsehmoderatorin ist klar, „es geht um Deportation“. „'Kulturfremde, nicht assimilierte' Menschen bzw. Menschen mit einer 'vermeintlich falschen Hautfarbe oder Herkunft' sollen mit 'wohltemperierter Grausamkeit' abgeschoben werden.“
- „Bitte fallen Sie nicht auf den Trick rein.“ „Mit „Trick“ meint die Journalistin folgenden Satz: „Hat der Kanzler doch auch gesagt“. Denn ganz so einfach ist es dann doch nicht. „Nein, haben er und andere nicht! Denn Personen abzuschieben, die keinen Anspruch auf Asyl oder Duldung haben, ist nun mal Teil unseres Rechtsstaats.“. Differenzieren ist hier von Nöten.“ Was Scholz wohl gesagt hat: Wer hier lebt, hier arbeitet und sich zu den Grundwerten unserer Demokratie bekennt, der gehört zu uns. In unserer Gesellschaft läuft beileibe nicht alles rund gerade: z.B. bezahlbaren Wohnraum zu finden, Altersarmut, soziales Ungleichgewicht, Clankriminalität macht Angst, und auch das Gefühl, Ängste nicht aussprechen zu dürfen, ohne direkt in eine politische Ecke gestellt zu werden. Die Unzufriedenheit ist der Nährboden für Populisten aller Art. Und darum ist die Politik gefordert, für diese gesellschaftlichen Probleme adäquate Lösungen zu finden. Dann fällt das menschenverachtende unwürdige Planspiel nicht auf fruchtbaren Boden, denn zufriedene Menschen erkennen solche miesen populistischen Tricks.
- und das ist zugleich der wichtigste Punkt: „Bitte hören Sie auf, auch wenn Sie es gut meinen“. Damit meint Dunja Hayali Fragen wie, „Sie wollen meinen Arzt abschieben?“ oder auch „Wie stellen die sich das vor, wer soll dann hier die ganze Arbeit machen“. Für die Journalistin ist dieses Leistungsprinzip „kein Wert, der in unserem Grundgesetz vermessen wird“. Ebenso unpassend findet sie es, „es als (Bleibe)Argument anzuführen: 'Ich zahle hier Steuern, ich habe das und das geleistet'.“. „Es darf uns nicht darum gehen, welchen 'Mehrwert' Menschen innerhalb einer Gesellschaft haben! Wenn wir in diese Falle tappen, sind wir schnell bei der Unterteilung in 'wertes und unwertes Leben'. Das hatten wir schon mal. Was wir jetzt haben, ist ein Geschenk: Die Würde des Menschen ist unantastbar nicht nur die des Deutschen, des Weißen, des Reichen, des Privilegierten, des Heterosexuellen, des nicht-Behinderten, des Jungen, des Gesunden, …“.
In den Kommentaren unter ihrem Beitrag bekommt Dunja Hayali vor allem für den letzten Teil ihrer Ansprache viel Zuspruch. Zahlreiche weitere Kommentatoren bedanken sich bei ihr für ihre Ehrlichkeit. „Aus unserer Seele gesprochen. Danke Ihnen von Herzen!“
Dem kann ich mich als Mensch nur anschließen.
Ich bin zutiefst beunruhigt. Nie wieder??