
Oktober 2025:Impuls zum Weltmissionssonntag
Doch wie geht das? Wir können wir Hoffnung haben angesichts vielfältiger Not in der Welt?
Beispielland für die Weltmission in diesem Jahr ist u.a. Myanmar. Seit 2021 führt die Militärjunta dort einen Krieg gegen die eigene Bevölkerung. Dieser brutale Bürgerkrieg reißt sie aus ihrem Alltag, Vertreibung steht auf der Tagesordnung. Ein verheerendes Erdbeben im März 2025 hat zudem vieles zerstört. Mehr als drei Millionen Menschen sind auf der Flucht – ohne Obdach, Nahrung, sauberes Wasser.
Das Jetzt ist voller Herausforderungen. Im kleinen, persönlichen Alltag wie auf der großen Weltbühne. Manchmal möchte man den Kopf in den Sand stecken vor lauter Unsicherheit, Angst und Perspektivlosigkeit. Doch Hoffnung ist keine naive Flucht. Sie ist wie Bambus im Wind: biegsam, aber ungebrochen. Auch unter widrigen Bedingungen kann Hoffnung Wurzeln schlagen - und wachsen.
Der Bambus scheint ein großer Lehrmeister des Lebens zu sein:
„Flexibel sein“
Manchmal stehen wir vor Stürmen im Leben.
Doch wie Bambus können wir uns biegen ohne zu brechen.
Hoffnung bedeutet, darauf zu vertrauen,
dass wir uns anpassen und weitermachen können.
„Was auch immer in unserem Leben geschieht, wir brauchen eine innere Widerstandskraft “, sagt Schwester Grace aus Myanmar. Im Rose Virginie Center der Schwestern vom Guten Hirten erhalten jährlich 50 junge Frauen eine Ausbildung zur Schneiderin oder Friseurin. Die meisten Frauen kommen aus Bürgerkriegsregionen, ihre Zukunft ist ungewiss. Das große Erbeben, das Myanmar erschüttert hat, hat ihre Ausbildung unterbrochen. Trotzdem sind die Schwestern zuversichtlich, dass sie die jungen Frauen weiter begleiten werden.
„Standhalten“
Was äußerlich oft zerbrechlich erscheint, birgt oft große Stärke.
Der Bambus wirkt zart, doch er ist widerstandsfähig.
Auch in uns steckt diese stille Kraft, trotz allem weiterzugehen.
Hoffnung ist die leise Stimme, die sagt: Ich versuche es morgen wieder.
Nach dem Militärputsch vom Februar 2021 kommt es landesweit zu Demonstrationen. Soldaten richten ihre Waffen auf jugendliche Demonstranten. Schwester Ann Rose Nu Tawng stellt sich den Bewaffneten entgegen. Trotz ihrer Furcht vor Menschen in Uniform. Fotos ihres mutigen Einsatzes gehen um die Welt. „Ich wollte das Leben der jungen Leute retten und habe mich vor die Soldaten gekniet“, erklärt Schwester Ann. „Wenn ihr töten müsst, erschießt mich“, flehte sie sie an. Sie sagten: „Wenn du nicht gehst, erschießen wir dich.“ „Aber ich blieb und sie zogen ab. Ich glaube, dass Gott mich an diesem Tag benutzt hat, um Leben zu retten. Gott gibt mir Kraft und Mut.“
„Gemeinsam“
Wir sind nicht allein. Wie der Bambus unterirdisch mit anderen verbunden ist, sind auch wir eingebunden in Netzwerke aus Freundschaft, Familie, Glauben oder Solidarität. In schweren Zeiten wächst Hoffnung dort, wo Menschen einander tragen und sich tragen lassen.
Als die Raketen einschlugen, flohen Tausende, darunter auch Bischof Celso Ba Shwe. Gemeinsam suchten sie Zuflucht im Dschungel. Seitdem reist der Bischof zwischen abgelegenen Flüchtlingscamps umher, versorgt die Menschen mit dem Nötigsten und gibt ihnen neue Hoffnung. Immer wieder ist er gefordert. Wenn die Lebensmittel ausgehen, es einen medizinischen Notfall gibt. „Manchmal ist es schwer, eine Lösung zu finden“, erzählt der Bischof, „doch dann kommt jemand, der hilft.“
„Warten“
Der Bambus wächst lange im Verborgenen, bevor er sichtbar in die Höhe schießt. Was nach außen still wirkt, ist im Inneren voller Leben. Hoffnung braucht Geduld. Manches entfaltet sich im Dunkeln – leise, langsam, unbeobachtet. Das heißt nicht, dass nichts geschieht. Im Gegenteil: Etwas Tieferes bereitet sich vor. Wer dem Prozess vertraut, kann ausharren – auch dann, wenn noch keine Frucht zu sehen ist.
Seit Februar 2023 verpflichtet ein Gesetz in Myanmar junge Männer und Frauen zum Wehrdienst. Junge Menschen werden mitten auf der Straße entführt. Die Regierungsarmee braucht Soldat/innen. Rebecca Su möchte Nachrichtenmoderatorin werden. Doch angesichts der politischen Situation scheint ihr Wunsch unerreichbar. „Das Militär tötet Menschen. Es ist schrecklich.“ Ihr Vater ermutigt sie, ihren Traum nicht aufzugeben. Es werde eine bessere Zeit kommen. So lange lernt sie weiter.
„Neu anfangen“
Wie Bambus, der nach Feuer und Sturm neu austreibt, haben wir die Fähigkeit, neu anzufangen. Denn Hoffnung lässt uns nicht zugrunde gehen – auf Wegen, die sich erst im Gehen zeigen, durch Menschen, die unerwartet an unserer Seite stehen. Es sind jene Momente, in denen wir spüren, dass Gottes Liebe uns trägt.
Die Broschüre „Von Wurzeln und Wegen“ über Hoffnung und Mut in Myanmar, die mir quasi auf den Tisch geflattert ist, hat mich sehr berührt. Im Bambus konnte ich dem Geheimnis der Hoffnung ein wenig nachspüren – und die Geschichten der Menschen machen dieses Geheimnis sichtbar. Von ihnen erfahren wir, dass sie nicht aufgeben, sondern Halt und Kraft in Gemeinschaft und Glauben finden. So werden diese Menschen zu Missionaren der Hoffnung.
Möge uns das – auf unsere Art – auch hier bei uns gelingen.
So wie Schwester Regina Htoo Htoo: „Es macht mich glücklich, wenn Menschen stark bleiben und ihre Hoffnung bewahren.“
Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran