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Kerzen Kevelaer September2025

September 2025:Licht des Lebens, Flamme unsrer Hoffnung! Dieses Lied, es steige auf zu dir. Gott, dein Schoß hält ewig uns geborgen. Voll Vertrauen gehen wir mit dir.

Ein Berg ist faszinierend, mächtig, erhaben, voller Schönheit - und er ist auch gefährlich. Wer klettert, kennt das Risiko. Ein falscher Tritt, ein Griff, der nachgibt und man stürzt ab, oder etwas Unvorhergesehenes, wie ein Steinschlag und man wird getroffen.

Laura Dahlmeier ist es so ergangen. Ende Juli wurde die mehrfache Biathlon-Olympiasiegerin und -Weltmeisterin und Bergsteigerin im Karakorum-Gebirge am Leila Peak vom Steinschlag überrascht – und, Sie wissen es, hat es nicht überlebt. Zur falschen Zeit am falschen Ort. Eine Bergung war wegen des Steinschlags und der Witterungsbedingungen nicht möglich. Sie wollte aber auch nicht, dass jemand sein Leben riskieren muss, um sie zu bergen. Für diesen Fall war es ihr Wunsch, ihren Leichnam am Berg zurückzulassen – da, wo sie sich lebendig gefühlt hat. Denn sie selbst hat einmal gesagt: Bei ihren Bergtouren ginge es nie um Rekorde, auch wenn sie dabei einen aufgestellt hat. Ihr ginge es in erster Linie um „klettern, beobachten, und mich mit jedem Schritt lebendig fühlen.“ 5ie wusste um das Risiko. Die Frage ist nur, warum man sich dem aussetzt. Darauf hat Reinhold Messner, selbst Bergsteiger, vielleicht eine Sehhilfe: „Die Frage nach dem Warum ist für Laien nicht verständlich. Es ist im Grunde ein einziger Widerspruch. Wir gehen dorthin, wo wir sterben könnten, um nicht zu sterben. Wir wissen aber sehr wohl, dass es passieren kann. Die Kunst ist, nicht dabei umzukommen. Und es ist nur eine Kunst, wenn man wirklich umkommen könnte. Das ist ein Widerspruch. Aber der erklärt genau das, was da oben mit uns geschieht. Das geht nur, wenn jemand begeistert ist, mit Haut und Haaren das betreibt, wie Laura Biathlon und auch das Bergsteigen betrieben hat. Ganz, zu 100 Prozent…“  Wow. Das ist mal eine Aussage. Und wir? Wofür brennen wir? Wofür würden wir so ins Risiko gehen?
Mich hat dieses Drama sehr nachdenklich gemacht, droht doch auch uns im Leben stets der Absturz. Ehrgeizig setzen wir hohe Ziele, wollen hoch hinaus, doch manchmal verlieren wir den Halt - durch Fehler, Krankheit, Verlust oder Zweifel. Ein Schicksalsschlag – und schon geht es steil bergab. Unter uns nur noch der Abgrund. 
Ich habe das Gefühl, dass im Moment hier bei uns gehäuft Menschen in einen solchen Abgrund sehen. Beten wir für alle, die von einem Schicksalsschlag aus der Bahn geworfen wurden, dass sie sich von Gott gehalten wissen.
Doch wie geht das, dieses Beten? Insbesondere dann, wenn einem auch einfach die Worte fehlen? „Ich mach für dich eine Kerze an“, diesen Spruch kennen Sie sicher alle.  Und das kommt wohl ziemlich häufig vor, denn z.B. in Holtum bei der Schwarzen Madonna ist der Kerzenverbrauch bis heute ungebrochen hoch. Für einen anderen eine Kerze anzünden, das ist eine Weise, für ihn zu beten und sich mit ihm auf eine sehr einfache Art zu verbinden. Und damit nicht genug: Die Kerze „verlängert“ das Gebet: solange die Kerze brennt, steigt das Gebet zum Himmel, bringt mein Gebet Licht in das Leben dieses Menschen. Denn das ist es, was wir für dem anderen wünschen: dass sein Leben durch Gottes Liebe heller und wärmer werde und das Licht alles Dunkle vertreibe. Und am eindrücklichsten erleben wir das in der Osternacht. 
In der Osterkerze ist es Christus selbst, der aufleuchtet. Und wenn wir in diesem Licht leben, wird uns die Finsternis nicht beherrschen.
Und es ist kein Wunder, dass es uns berührt, eine Kerze anzuzünden, in das flackernde Licht der Kerze zu sehen. Es tut uns gut, selber Kerzen anzumachen. Darum brennen ja so viele nicht nur in Holtum, sondern besonders an vielen Wallfahrtsorten wie z.B. in Kevelaer. Gerade in den Sommermonaten und jetzt im September sind auch aus Wegberg Pilgergruppen dorthin unterwegs. Sie tragen ihre eigenen Anliegen und die Gebete für andere im Gepäck. Nicht umsonst gibt es in Kevelaer nicht nur die vielen  Kerzenständer am Kapellenplatz, sondern eine eigene Kerzenkapelle mit großen und mächtigen Kerzen. Übrigens, auch diese Kerzenkapelle schaut auf 375 Jahre zurück, doch gefeiert werden soll dort nicht das „Jubiläum von Steinen“, sondern die Botschaften, die die Kerzen verkünden. Schön, oder? 
Die Kerzen, die in und um die Kapelle brennen, erzählen von Momenten großer Tragik, aber auch großer Leichtigkeit und Dankbarkeit - wie ein lichtgewordenes Gebet. 

Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran