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Juni 2025:Pfingsten und der Heilige Geist…

Während ich hier sitze und über diesen Text für die Juni-Ausgabe nachsinne, lese ich vielfach in den Nachrichten, dass der Heilige Geist wohl wirksam sein möge, wenn sich die Kardinäle in diesen Tagen zum Konklave treffen, um einen Nachfolger für den am Ostermontag verstorbenen Papst Franziskus zu wählen. Die Spekulationen sind in vollem Gange, wer als nächster Papst bald auf den Balkon tritt.

Gerne würde man dahintergucken, was da hinter der verschlossenen Konklave-Türe sich tut – und wie der Hl. Geist wirken mag. Das Sprichwort „Mancher geht als Papst in das Konklave und kommt als Kardinal wieder heraus“ zeugt ja davon, dass längst nicht alles bei dieser Wahl vorhersehbar ist, auch wenn man meint, durch viele offizielle und inoffizielle Gespräche vorher, durch Kennenlernen und Austausch die Dinge schon klar wären. Mitunter wird es nämlich einer, den niemand – schon gar nicht die Buchmacher - so auf dem Schirm hatte, der aber gerade in der Situation vielleicht sich als der erweist, der die unterschiedlichen Lager und Strömungen von ultrakonservativ bis links, die es in der Weltkirche so gibt, als „Brückenbauer“ zusammenführen kann. Gerade in der Nicht-Öffentlichkeit des Konklaves, ohne „Zuflüsterer“ von außen, ohne Mikros und Kameras, kann eine ganz besondere Dynamik entstehen, in der der Hl. Geist wirkt.

Das Konklave ist so eine Art kleines Konzil: die Kardinäle kommen aus allen Ecken und Enden der Welt. Dafür hat Papst Franziskus selbst gesorgt mit der Auswahl und Ernennung genau dieser Kardinäle. Sie repräsentieren und vertreten eine Vielfalt theologischer Ansichten. Nun gilt es durch Kennenlernen, gegenseitiges Zuhören auszuloten, was die Kirche als Gesamtheit, als Ganzes in den kommenden Jahren braucht. Deutschland, Europa hat derzeit ganz andere gesellschaftliche Herausforderungen als z.B. afrikanische Länder. Und Aufgabe des Pontifex – des Brückenbauers – ist es ja, die unterschiedlichen Stimmen wahrzunehmen, sie zusammenzuführen zu einem gemeinsamen Weg, zu moderieren und letztlich auch Entscheidungen zu verantworten. Annuntio vobis gaudium magnum: Habemus Papam – mit ihm wird sich auch die Kirche wieder verändern, in die ein oder andere Richtung, aber: langsam. Die Kirche ist nicht gemacht für schnelle Veränderungen, alles braucht seine Zeit, wie wir bei Franziskus gemerkt haben. Noch ist kein weißer Rauch aufgestiegen, es ist eine Zeit des Wartens und auch des Betens … und eine gute Gelegenheit, auf Papst Franziskus zurückzuschauen, was ihn als Oberhirte von 1,4 Mrd. Menschen bei den Entscheidungsfindungen geleitet hat und welche Themen ihm wichtig waren:

Ihm ging es in erster Linie darum, Prozesse zu eröffnen, statt „Erfolge zu feiern“.

Er wollte die Menschen zusammenbringen und Versöhnung fördern, statt auf das hinzuweisen, was die Menschen trennen könnte.

Die Wirklichkeit war ihm wichtiger als die Idee: Welche konkreten kleinen Schritte voran sind möglich, können wir gemeinsam jetzt gehen anstatt idealistische Werte zu präsentieren, die sich als bloße Träume erweisen.

Er förderte die Wertschätzung des „Teils“ bzw. der lokalen Realität, ohne das „Ganze“ aus dem Blick zu verlieren oder im „Ganzen“ unterzugehen.

Am Herzen lag ihm die Freude des Evangeliums, der Ruf zur Barmherzigkeit, der Einsatz für die Armen und die Verantwortung für die Schöpfung.  Er sprach sich aus für eine arme Kirche und gegen eine Globalisierung der Gleichgültigkeit. Er betonte die Dringlichkeit des Umweltschutzes und kritisierte den Konsumwahn. Und er forderte Frieden durch Dialog statt durch Waffen.

Mit seinen mitunter sehr drastischen Worten hat Papst Franziskus die Menschen weltweit inspiriert, bewegt und herausgefordert. Und seine Worte rütteln auf, ermutigen und laden ein, Kirche und Welt mit offenen Herzen zu gestalten.

 

Eine Auswahl dieser oft markigen Worte, die zuweilen auch Kontroversen auslösten, finden Sie verstreut im ganzen Pfarrbrief.

 

Frohe Pfingsten!

 

Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran