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Strahlenkranzmadonna und Europafahne

Juni 2024:Unsere Stimme für Europa

Ein Spaziergang mit nachhaltiger Wirkung: Paul Lévi, Belgier jüdischer Abstammung, Überlebender des Nazi-Regimes, Leiter der Kulturabteilung des am 5. Mai 1949 neugegründeten Europarates, hatte eine zündende Idee für eine gemeinsame Europa-Flagge.

Direkt erkennbare christliche Symbole wie z.B. Kreuze waren schon seinerzeit nicht mehrheitsfähig; einige Vorschläge waren schon „durchgefallen“.

So kam Lévi, inzwischen katholisch geworden, eines Tages bei einem Spaziergang an einer Statue der Muttergottes mit dem Sternenkranz vorbei. Durch die Sonne beschienen, leuchteten die goldenen Sterne wunderschön vor dem strahlend blauen Himmel. Sein Vorschlag - zwölf goldene Sterne auf blauem Grund - wurde allgemein akzeptiert. Bis heute ziert in allen Staaten der Europäischen Union der goldene Sternenkranz Mariens die Europafahne.

Die Sterne: einzeln frei und doch angeordnet zu einem Kreis miteinander verbunden - entsteht so eine Mitte. Ein wunderbares Bild für Europa.
Und der Kreis vermittelt den Eindruck einer gewissen Ausgewogenheit und Gleichberechtigung des einzelnen in der Gemeinschaft.
Könnte diese Bildsprache uns weiterhelfen, wenn es darum geht, uns zu erinnern und zu vergewissern, wofür Europa steht?

Die baulichen und seelischen Trümmerhaufen am Ende des 2. Weltkrieges waren der Erfahrungshintergrund für den Willen der Menschen, Konflikte zukünftig anders zu lösen. Dafür braucht man Dialog und Verständigung, denn es gibt damals wie heute nicht „die einfache Lösung“ für die meisten Probleme. Vielmehr entstehen ausgewogene Lösungen durch Kooperation, Kompromisse und letztlich Konsens. Könnte das nicht auch ein probates Mittel sein, um radikalen Lösungen, wie Populisten sie gerne und immer mehr propagieren, entgegenzuwirken?

Europa ist ein hohes Gut, auf das wir gut aufpassen müssen – so wie auf unsere Gesundheit. Man weiß sie erst zu schätzen, wenn man sie nicht mehr hat. Wir müssen uns nur immer wieder mal bewusst machen: Anders als in vielen Jahrhunderten davor schießen wir in Europa seit 75 Jahren nicht mehr aufeinander, Brüssel tritt Google und Facebook mit Spielregeln auf die Füße, sich in Europa zu bewegen – als Schüler, Student, Forscher, Lehrer, Berufstätiger, Tourist, … - ist so einfach wie nie, ohne lästigen Papierkram nach verschiedenen nationalen Vorschriften. Auch wenn die Bürokratie manchmal übers Ziel hinausschießt, haben wir doch viele Vorteile, die uns so selbstverständlich sind, dass wir das gar nicht wahrnehmen. Hier lohnt sich vielleicht mal ein Blick auf die neue Website der EU: https://what-europe-does-for-me. Dort erfährt man, wie die EU das eigene Leben konkret betrifft.

Die EU ist nicht perfekt. Aber man kann sie reformieren.

Was wir nicht brauchen, sind Menschen, die eigentlich nur in das Europäische Parlament gewählt werden wollen, um es von innen heraus zu zerstören und die gemeinsame Vision kaputtzumachen. Vielmehr brauchen wir Politiker/innen, die an einer gerechten und fairen EU für alle Menschen interessiert sind. Und die wiederum brauchen unsere Unterstützung und unsere Stimme.

Deshalb – am 9. Juni ist Europawahl. Machen Sie von Ihrem Wahlrecht Gebrauch. Für Europa.

Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran