August 2024:Was uns inspiriert
Da werden Parteien gewählt, trotz aller Skandale:
egal, ob fremdenfeindlich, Holocaust-Leugnung, Bestechlichkeit, Spionage usw. Warum? Warum werden die gewählt? Von so vielen?
Gerade bei unserer Vergangenheit – ist der moralische Kompass bei dem ein oder anderen abhandengekommen?
Wählbar und populär scheint man zu sein, wenn man einfach nur Probleme anspricht und, wenn überhaupt, nur einfache – und das sind meist zweifelhafte – Lösungen präsentiert.
Diese Parteien haben zugelegt, sie keine Randerscheinung mehr, sondern quasi in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Und das ist bedenklich. Ich habe den Eindruck, dass auf diese Art und Weise Skandale, fremdenfeindliche Sprache, Judenhass zu etwas „Normalem“ werden – es schleicht sich ein, wird salonfähig, wenn wir nicht aufpassen. Aber das sollten wir.
Ja, stimmt, bei uns wie in Europa könnte manches besser laufen. Die Unzufriedenheit, Unsicherheit, die Sorgen der Menschen sind ja oft der Grund, warum Menschen auf „einfache Lösungen“ anspringen. Und die Politiker, die die Regierungsverantwortung tragen, sind jetzt gefragt, müssen sich neu zusammenfinden, müssen stärker zusammenarbeiten, um sozialverträgliche Lösungen zum Wohle der Menschen zu finden.
Aber es kommt auch auf jeden einzelnen Menschen an, sich nicht von populistischen Rattenfängern verführen zu lassen und dem entgegenzutreten, den Mund aufzumachen.
In diesem Sinne gab es und gibt es zu jeder Zeit Menschen, die auf besondere Art Zivilcourage bewiesen und zum Teil auch ihr Leben dafür gelassen haben. Auf unserem Titelfoto sehen wir 3 Frauen und 3 Männer, die von der kath. Kirche zu Europas Schutzpatronen erklärt wurden. Diese sechs Heiligen sollen lt. Wikipedia „die kulturellen Grundlagen Europas, seine nationale und geistliche Vielfalt, seine Zerrissenheit und deren Überwindung durch den Glauben repräsentieren und bei Gott Fürbitte einlegen. Zudem sollen sie inspirierende Vorbilder darstellen.“
Aussteigen, um anzukommen:
Hl. Benedikt von Nursia (6. Jhd./Italien). Sein Grundsatz „Bete und arbeite“ prägte den von ihm gegründeten Orden sowie Kultur und Wissenschaft in ganz Europa.
Respekt vor der Vielfalt der Kulturen:
Hll. Kyrill und Method (9. Jhd./Thessaloniki). Glaubensboten bei den Slawen - mit der Einführung der slawischen Schrift sorgten sie dafür, dass die Menschen Gott in ihrer Muttersprache loben konnten.
Kirchenreformerin und Friedenskämpferin:
Hl. Katharina von Siena (14. Jhd.).
Mobilität und Diplomatie:
Hl. Birgitta von Schweden (14. Jhd.), Fürsten und Päpste ließen sich von ihr beraten.
„Ihrer Zeit weit voraus“:
Hl. Teresia Benedicta vom Kreuz (Edith Stein), geb. 1891 – Deutsche Jüdin, Christliche Philosophin, Frauenrechtlerin, Glaubenszeugin, Märtyrerin – 1942 in Auschwitz vergast.
„Ora et labora“ – Bete und arbeite. Arbeiten ist klar, da brauche ich sie nicht dran erinnern. Beten ist heutzutage nicht mehr so hoch im Kurs.
Aber: Beten spricht unsere Seele an und gerne würde ich Ihnen einen Ausschnitt aus dem Gebet für Europa (Carlo Maria Kardinal Martini, 1927–2012) dalassen:
Gib, dass wir uns einsetzen für ein Europa des Geistes,
das nicht nur auf wirtschaftlichen Verträgen gegründet ist,
sondern auch auf menschlichen und ewigen Werten:
Ein Europa, fähig zur Versöhnung, zwischen Völkern und Kirchen,
bereit um den Fremden aufzunehmen, respektvoll gegenüber jedweder Würde.
Gib, dass wir voll Vertrauen unsere Aufgabe annehmen,
jenes Bündnis zwischen den Völkern zu unterstützen und zu fördern,
durch das allen Kontinenten zuteil werden soll
die Gerechtigkeit und das Brot, die Freiheit und der Friede.
AMEN.
Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran