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Weihnachten-20211225-85_by_Markus_Weinlaender_pfarrbriefservice

Dezember 2025:Wer die Kostbarkeit des Augenblicks entdeckt, findet das Glück des Alltags.“ – Adalbert Stifter

„8.000 Arten als Mutter zu versagen“ - heißt das gerade erschienene Buch von Carolin Kebekus, die bestens bekannt ist für ihren derben Humor. Wow, 8.000, das ist krass, hab ich gedacht – und bin neugierig geworden.

Frisch Mutter geworden, schreibt sie über die „ungeahnten Nebenwirkungen“ eines Babys und der Mutterschaft an sich. Kleines Kind, einfache Handhabung – soweit die Werbung, die Theorie. Die Praxis sieht völlig anders aus… Essen, das überall ist, nur nicht „im Kind“, die Stille Nacht mit „alles schläft, einsam wacht“ bekommt eine ganz neue Bedeutung… sie kennen das….

Neben den eigenen Erwartungen, denen man ständig hinterherläuft, schreibt sie aber auch über die Erwartungen der Gesellschaft an eine Mutter, befeuert durch ungefragte Ratschläge aus dem eigenen Umfeld und auch durch die sozialen Medien wie Tiktok und Co: In welchem Alter soll man schwanger werden, wie ist man „perfekt schwanger“, die Geburt hat natürlich ohne Komplikationen zu verlaufen, und erst recht die Erwartungen, wenn das Kind da ist: gerade geboren, aber schon wieder Traumfigur, Wochenbett – was ist das und ist das nötig?, Muttersein und Beruf vereinbaren überhaupt kein Problem und Kind natürlich nach den (gerade) „gängigen Kriterien“ zu erziehen…
Zitat Carolin Kebekus „Ich meine, dieser Druck auf Mütter, möglichst perfekt zu sein, ist ja eh schon schlimm. Aber Instagram gibt einem ständig das Gefühl, völlig zu versagen. Jedes Mal habe ich danach fast einen Burn-out. Natürlich, weil man sich dort vergleicht - mit anderen Müttern! Was Mütter in der Anfangszeit erleben, ist so extrem in alle Richtungen, vor allem aber ist der Druck, die Erwartungen der Gesellschaft zu erfüllen, unendlich groß. Die Mütterbewertungsmaschine ist gnadenlos.“

Wir leben in einer Zeit, in der die vermeintlichen Erwartungen der Gesellschaft sich überall „breit“ machen, früher nur durch die Werbung, heute auch durch die sozialen Medien rund um die Uhr. Auch Weihnachten – das Fest der Familie, das Fest der Liebe - ist mit vielen Erwartungen „beladen“: Hausputz, Einkauf, Essen, Geschenke, Dekoration, mehr Weihnachtsfeiern als der Dezember Tage hat… mehr (Vor-)Weihnachtsstress als Weihnachtsstille. Und dann die Feiertage selbst – die eben selten so wie in der Werbung ausschließlich harmonisch oder friedlich ablaufen, wenn nähere und auch weitere Familie zusammenkommt. Erwartung und Realität prallen auch da schon einmal aufeinander – und das führt zwangsläufig zu Enttäuschung, Frust – siehe oben… Wenn man sich dessen aber bewusst ist, sich das bewusst macht, und den Druck, die Vergleiche - auch wenn das gar nicht so einfach ist - nicht so massiv an sich heranlässt und seine Balance findet, dann kann das Weihnachtsfest, das Leben insgesamt deutlich entspannter sein.

„Das Einzige was ich geschafft habe: bei meinem Baby zu sein. Ich habe ein bisschen gebraucht, bis ich festgestellt habe: das reicht.“, schreibt Carolin Kebekus. Und vielleicht ist das der Schlüssel, sich nicht in Erwartungen zu verlieren: Wenn man „da“ ist, dann wirklich „da“ sein und nur da sein, ganz und gar. Nicht schon in Gedanken beim nächsten Event, Ereignis… auch hier ist weniger mehr…. Der Mensch erinnert sich nicht an die Länge der Todo-Liste z.B. zu Weihnachten, sondern an emotionale „Spitzen“momente wie den Sonnenaufgang am Wintermorgen, eine zufällige Begegnung auf dem Weihnachtsmarkt oder im Supermarkt, die in einem unerwartet guten Gespräch endet, beim Gottesdienst, wenn man völlig unerwartet auf einen ehemaligen Klassenkameraden trifft, die weihnachtlichen Gerüche z.B. in der eigenen Küche beim Plätzchen backen mit den Kindern, eine Vorlesestunde mit den Enkeln, endlich einmal Zeit und Muße, an den Weihnachtstagen einfach die Seele baumeln zu lassen…

Darum: Gönnen Sie sich bewusste Glücksmomente und Zeit, füreinander da zu sein: Kartoffelsalat und Würstchen machen auch satt, und das braucht deutlich weniger Zeit, Nerven und Spülkram wie ein Mehr-Gang-Menü…

Und vielleicht das Wichtigste: Wohlbefinden entsteht, wenn Sie wieder spüren, was Ihnen guttut, und Sie sich nicht zerreißen lassen von den Erwartungen dieser Welt.

„Das Einzige was ich geschafft habe: bei meinem Baby zu sein“…

Ganz da zu sein beim Kind – vielleicht ist das auch der Schlüssel zum Geheimnis von Weihnachten. Wunderbares kann dann geschehen.
Ehre sei Gott in der Höhe und Friede auf Erden den Menschen seines Wohlgefallens. Frohe Weihnachten!

 

Ihr Pfarrer Franz Xaver Huu Duc Tran